Weine aus der Domaine Collotte
Die moderne Geschichte der Domaine Collotte in Marsannay-la-Côte beginnt eigentlich mit 1981, als Philippe Collotte seinen Vater davon überzeugte, die Weine der Domaine selbst abzufüllen. Die Rebfläche betrug damals lediglich 3 Hektaren. Im Sommer 1990 übernahm Philippe zusammen mit seiner Frau Murielle das Weingut, das im Laufe der Jahre bis auf aktuell 15 Hektaren in den Appellationen Bourgogne, Marsannay, Fixin, Gevrey-Chambertin und Chambolle-Musigny erweitert wurde. Jährlich werden ca. 70'000-75'000 Flaschen abgefüllt. Dies ermöglicht eine komplett neu erstellte Kellerei, die 2019 eröffnet wurde und mit grosszügigen Kapazitäten ausgestattet ist.
Heute ist die 28-jährige Tochter Isabelle an der Seite ihres Vaters die treibende Kraft in dieser Familien-Domaine. Die talentierte junge Frau weiss genau, was Sie will, arbeitet absolut professionell und mit viel Herzblut im Rebberg und in der Vinifikation. Zusammen mit ihrem Vater vinifiziert sie die Rotweine, für die Weissweine ist sie alleine verantwortlich. Bei meiner ersten gemeinsamen umfassenden Degustation aller Weine der Domaine Anfang März 2020 in Marsannay hat sie mich beeindruckt mit ihrem analytischen und reflektierenden Zugang zu den Weinen des Jahrgangs 2018. Sie kann dann ihr Temperament zügeln und für eine Stunde voll konzentriert degustieren, Notizen nehmen, zuhören, Gedanken austauschen, und sie scheut sich nicht davor, offen zu äussern, was an diesem oder jenem Wein noch besser sein könnte. Zusammen mit der quirligen Anne, die das Management und Marketing der Domaine Collotte voll im Griff hat, wirkt hier fast schon ein "Dream-Team" an der Spitze dieser jungen, aufstrebenden Domaine, die aus meiner persönlichen Sicht ein enormes Entwicklungspotential aufweist. Genau solche jungen Winzerinnen und Winzer braucht das Burgund!
Einen vertieften Bericht zur Domaine Collotte können Sie übrigens auf vinifera-mundi.ch (28.2.20) nachlesen - sehr empfehlenswert.
...und zuletzt noch dies: die persönliche "story behind" - Eigentlich bin ich völlig überraschend und "blind" zur ersten Kostprobe eines Weines der Domaine Collotte gekommen: Anlässlich einer Verkostung "Chambertin vs Chambertin Clos de Bèze", die unsere "Burgunder-Spürnase" Jean François Guyard von Vinfera-Mundi im Oktober 2018 organisiert hatte, "schmuggelte" er einen Marsannay Clos de Jeu 2016 in die Abschlussrunde. Und siehe da: Ich (und viele andere) war begeistert von diesem frischen, strukturierten und harmonischen Pinot Noir, aber nicht vollends überrascht, importierten wir doch Weine aus der Appellation Marsannay (Domaine Bart) schon seit 2002. Ich war immer überzeugt vom grossen Potential dieser Appellation, und der Stil von Collotte hat mich darin noch bestärkt. Irgendwie blieb dies auch im Kopf unseres Freundes hängen; auf jeden Fall brachte er bei seinem nächsten Besuch im Sommer 2019 eine Flasche Les Boivins 2016 mit, die wir sogleich auf unserer Terrasse kredenzten. Und jetzt war es vor allem das Echo meiner Frau, die mit ihrer feinen Sensorik die Klasse dieses Weines erfasste und sich in diesen Stil "verliebte". Und dann brachte sie es auf den Punkt und mich zum Nachdenken, als sie meinte, wir müssten diese Domaine unbedingt in unser Programm aufnehmen, auch wenn wir doch schon Klasseweine aus Marsannay anbieten. Ja, und hartnäckig insistierte sie immer wieder, so dass ich im Herbst sehr gerne einer Degustation mit Zürcher Pinot Noir auf der Domaine Collotte folgte und die sympathische Familie Collotte kennenlernte. Denn bevor ein noch so guter Wein in unser Portfeuille aufgenommen wird, muss ich die Winzer/Winzerin kennenlernen und "die Chemie" zwischen uns muss stimmen. So ergab sich dann das Eine aus dem Andern und die Degustation des Jahrgangs 2018 am 4.3.20 mit Isabelle und Anne war die Bestätigung, dass VINSmotions Nussbaumer mit grossem Enthusiasmus und Freude in Zukunft mit der Familie Collotte zusammenarbeiten wird sowie eine Selektion der Domaine Collotte in der Schweiz als Hauptimporteur unseren Burgunderliebhaberinnen und Burgunderliebhabern anbieten kann.
Im Jahrgang 2018 wurden insgesamt 13 Weine abgefüllt: 2 weisse (Marsannay, Fixin), 1 rosé (Marsannay) und 12 rote (1 Bourgogne, 5 Marsannay, 2 Fixin, 1 Gevrey-Chambertin, 1 Chambolle-Musigny).
- Marsannay Rosé 2019: ein Rosé aus pressurage directe nach débourbage von 36 Stunden und einer malolaktischen Fermentation unter 20°C, um die volle Fruchtaromatik zu bewahren, Ausbau im Inox-Stahltank, leichte Filtration. Degustation: super frische Frucht, ein Charmeur, aber kein Flatteur, mit erstaunlicher Struktur, eine ganz feine salinité führt zu einem angenehmen Abgang; eine wahre Delikatesse bei unkompliziertem Trinkvergnügen, endlich mal ein Rosé aus der Côte d'Or mit Frucht, Substanz, Frische und Finesse - herrlich!
- Marsannay Les Boivins: gemischt kalkhaltiges Terroir, mi-coteau, über 40-jährige Reben (wie auch bei allen folgenden Lagen), Ausbau mit 25% neue Barriques. Degustation: einladende, pure, frische Frucht, rote Beeren dominieren (kleine reife Waldhimbeeren); gute Dichte im Gaumen, sehr offen, neben roten Früchten auch florale Noten (Veilchen), fein eingewobene Tannine, Holz perfekt eingebunden, eine sehr präzise Linie von der Gaumenmitte hin zum ausgewogenen und lang anhaltenden Abgang; jetzt schon köstlich, aber mit beträchtlichem Entwicklungspotential.
- Marsannay Les Grasses-Têtes: eines der besten Terroirs in Marsannay, mi-coteau, kalkiger Boden (Comblanchien) mit fossilen Einschlüssen, Elevage ca. 15 Monate mit 25% neuen Barriques. Degustation: offene, komplexe Frucht, schwarze Früchte im Vordergrund (schwarze Kirschen, Brombeeren); konzentriert im Gaumen, stoffiger als Boivins, dunkle Waldbeeren, Holz etwas stärker im Vordergrund, doch mit einem solch tollen Fruchtkomplex, wird dies spielend "geschluckt", samtene Tannine gut eingebunden, endet lang in nachhaltigem Abgang; ein Marsannay, den man einfach lieben muss.
- Marsannay Le Clos de Jeu: Kalkboden mit weissem Oolith durchsetzt, haut-coteau, ein Terroir ersten Ranges. Degustation: reintönige Frucht, schwarze Kirschen, Brombeeren, feinwürzige Note; vollmundig im Gaumen, generöser, knackiger Fruchtkomplex, gute Frische, Tannine etwas markanter, aber sehr gut eingebunden, endet beeindruckend lang im Abgang; ein vielversprechender "vin de future", der gerade im (ausschliesslich) angebotenen Magnum-Format blendend reifen wird.
- Fixin Les Crais de Chène: tonig-kalkiger Boden, E-Exposition, Vieilles Vignes mit kleinen Traubenbeeren, Cuvaison 18 Tage, Ausbau mit 30% neuen Barriques während ca. 12 Monaten. Degustation: offen und ziemlich komplex in der Nase, frische rote und schwarze Früchte; mittlere Fülle im Gaumen, saftige Frucht, mehr rote Früchte, ein Stil "tout droit", ausgewogen, endet mit einer super Linie, leicht mineralisch in einem langen Abgang, der sich am Ende etwas verschliesst; ein Versprechen für die Zukunft, wer die Geduld aufbringt, diesen Fixin einige Jahre reifen zu lassen.
- Chambolle Musigny: 0.50 ha in der Lage Les Echanges, über 60-jährige Reben, Ausbau mit 30% neuen Barriques während ca. 14 Monaten. Degustation: offene Frucht, rote und schwarze Früchte, schwarze Kirschen im Vordergrund, leicht würzig; vollmundig im Gaumen, rote und schwarze Früchte im Einklang, Holz noch etwas dominant, wird sich aber einbinden, ebenso die noch etwas ausgeprägten Tannine, die sich mit dem generösen Fruchtkomplex ausgleichen werden, auffällig die Frische und Lebendigkeit in diesem Chambolle, sehr schöne Länge im Abgang; ein paar Jahre Zeit zum Reifen geben, die Belohnung mit einem Klasse Chambolle Musigny ist garantiert.
Die Bodenbearbeitung und Rebpflege erfolgt nach biologischen Grundsätzen, auch wenn die Domaine nicht zertifiziert ist. Sie ist jedoch im Prozess zur Zertifikation HVE (Haute Valeur Environnementale) ab dem Jahrgang 2020. Diese Zertifikation bedeutet einen viel umfassenderen Umgang mit Nachhaltigkeit, nicht nur in der Rebbergarbeit, sondern auch in den täglichen Arbeitsabläufen auf dem Weingut (z.B. Energiehaushalt, Rezyclierung, Beachtung der lokalen Fauna und Flora u.a.).
Die Böden werden ausschliesslich mechanisch bearbeitet; geerntet wird manuell: Vinifikation: 100% égrappage, ca. 1 Woche macération à froid, Fermentation bis max. 30-32°, Ausbau in ca. einem Drittel neuen Barriques (Tonnellerie Rousseau). Bei der Vinifikation und der Elevage wird genau darauf geachtet, dass die Terroirtransparenz bestmöglich zum Ausdruck kommt. Isabelle verfolgt hier einen klaren Weg des Non-Interventionismus: schonende Pressung und differenzierter Ausbau gehören zur Weinphilosophie. Isabelle und Philippe bringen damit eine wirklich brillante Frucht - ein Markenzeichen der Weine von Collotte - in die Flasche. Die Finesse der Chardonnay und Pinot Noir gepaart mit der Terroirtypizität macht die Weine von Collotte zu einem "must have" für jeden Burgunder-Freak!