Weine aus der Domaine Jean-Baptiste Sénat
1968 mitten im aufgewühlten Paris geboren, war der Weg zum Winzer für Jean Baptiste keineswegs vorbestimmt. Diplomierter Historiker und Politologe, Liebhaber von Braudel und den griechischen Philosophen, sollte er eigentlich eine politische oder akademische Karriere verfolgen. Doch 1995 entschied er sich Knall auf Fall: Ich will mit meinen Händen arbeiten, getreu nach dem Leitspruch des griechischen Philosophen Anaxagoras: "Der Mensch ist intelligent, weil er Hände hat." So zog er nach Südfrankreich und fand in Trausse im Herzen des Minervois ein aufgegebenes Weingut mit 100-jährigen Reben. Mit Hilfe seiner Frau Charlotte wollte er hier seine Spuren hinterlassen. Mit ihren zwei Söhnen und ihrer Tochter tun sie dies nun seit bald zwanzig Jahren. Dass ihnen der grosse Sprung nach vorn gelang, haben sie laut Jean Baptiste vor allem ihrem Credo des Weinbaus zu verdanken: "Die einzige Wahrheit, die zählt, ist diejenige des Terroirs".
Bei einer Fläche von 8 ha (ca. 45'000 Flaschen) sind die Rebstöcke auf tonig-kalkigen, nach Süden gerichteten Terrassen angelegt. Am Fusse der Montagne Noire pflegt Sénat die Rebberge mit unermüdlichem Einsatz bei anspruchsvollsten geologischen und mikroklimatischen Bedingungen. Die Reberziehung geschieht nach dem Gobelet-System mit Palissages. Damit profitieren die Trauben von der kühlen Frische des Schattens und können optimal ausreifen. In dieser klimatischen Wechselzone treffen die kühlenden Winde aus dem Massif Central auf die Trockenheit der mediterranen Garrigues, ein entscheidender Vorteil gegenüber den heissen Ebenen im Languedoc.
Bei der Arbeit im Rebberg gilt für Jean-Baptiste ein unumstössliches Prinzip: Erhaltung der Biodiversität. Sein biologischer Anbau ist Ecocert zertifiziert.
Die manuell geernteten Trauben werden in kleinen Cagettes in die Cuverie gebracht, wo sie häufig nicht entstielt (vendange entière), sorgfältig gepresst werden, um die aromatische Frische und Reinheit der Tannine zu bewahren. Die Fermentation geschieht ausschliesslich auf Naturhefe Basis. Alle Weine werden ohne Filtration, von Hand und ohne mechanisches Umpumpen (par gravité) schonend abgefüllt. Jean Baptiste erklärt sich als Noninterventionist, wenn er sagt: "La génie du raisin, c'est d'être plus intelligent que l'homme. C'est dans le rencontre, dans l'autre, qu'il révèle toutes ses richesses."
- Minervois «Mais où est donc Ornicar»: Rebsatz: Grenache 50%, Mourvèdre 40%, Cinsault 10%; Alter der Reben: Grenaches und Cinsault 50 Jahre, Mourvèdres 25 Jahre; Terroir: kalkig-toniger Boden; Reberziehung: Gobelet; Ertrag: 40 hl/ha; Vinifikation: Vendanges entières; Cuvaison: 10 Tage; Elevage: 6 Monate in gebrauchten Barriques; Abfüllung: unfiltriert. Degustationsnotiz Jahrgang 2013: 16/20 Punkte. Mit seiner knackigen Frucht und weit öffnenden Abgang tut diese Cuvée alles, um das verstaubte Bild der Weine aus dem Minervois vergessen zu lassen. Der Wein hat gar nichts von Banalität, die floralen Aromen zeigen eindrückliche Anmut und Vornehmheit (Quelle: RdVdF Février 2015).