Weine aus der Domaine Gérard Boulay
Die Familie Boulay bewirtschaftet rund 12 Hektaren Rebland, wovon 10 ha Sauvignon Blanc und 2 ha Pinot Noir. Dies ergibt eine durchschnittliche Jahresproduktion von 60‘000 Flaschen.
Gérard Boulay, heutiger Besitzer der Domaine Boulay im Dorf Chavignol, ist der Nachfolger einer langen Reihe von Winzern der Familie Boulay, deren Wurzeln bis 1310 (!) zurückreichen, wie die Nachforschungen des Sohnes von Gérard, Sébastien Boulay, Historiker und Anthropologe, ergeben haben.
Chavignol ist das Zentrum der Weissweine im Sancerre und die Familie Boulay besitzt zweifellos einige der besten Lagen in den Rebbergen der Umgebung. Die phantastischen Mergel-Kalk-Böden des Sancerre sind geradezu prädestiniert für die Weissweintraube Sauvignon. Gemeinhin als Sauvignon Blanc bekannt, bringt diese Traubensorte hier Weine von seltener Finesse hervor, wenn es denn einem Winzer gelingt, die Trauben optimal ausreifen zu lassen, was in dieser eher nördlichen Klimaregion sehr anspruchsvoll ist. Und genau zu den wenigen Winzern, denen dies Jahr für Jahr mit grosser Konstanz gelingt, gehört Gérard Boulay.
Ein Wort zur Weinphilosophie von Gérard Boulay: Die aufwändige, naturnahe Rebbergarbeit ist schon lange selbstverständlich, ebenso wie eine adaptierte Ertragsbeschränkung. Seit der Fertigstellung eines neuen Kellers und einer neuen Cuverie im Jahr 2011, setzt Gérard die neuste Generation temperaturkontrollierter Inox-Stahltanks ein. Dies ermöglicht ihm, wie er sagt, noch präzisere Weine im Ausdruck und der Aromatik zu produzieren und vor allem eine Verringerung des Sulfit-Einsatzes auf ein verantwortliches Minimum. Die Lagenweine werden zu einem kleinen Teil (je nach Jahrgang 20-30%) in gebrauchten und nur ganz leicht gerösteten, feinsten Barriques ausgebaut, bevor sie zur Abfüllung mit den im Stahltank ausgebauten Weinen assembliert werden. Auch für Puristen keine Spur von störenden Holznoten.
- Der grösste Teil der Produktion geht in den einfachen „Einsteigerwein“, die Cuvée Tradition. Aber welch ein Einstieg: Frische, Fruchtigkeit, mit ganz feinem Zitronenaroma und – um das neue „Modewort“ bei der Beschreibung von französischen Weissweinen zu gebrauchen – leicht „saline“ (was allerdings nicht wirklich salzig bedeutet). Ein idealer Wein für die heissen Sommertage, als Apéro auf der Terrasse oder als exzellenter Begleiter von Meerfisch oder Crustades. So originell und charaktervoll wie der Winzer ist auch die Etikette des Weines!
- Im Sektor Les Culs de Beaujeu wachsen die Reben auf einem der besten Terroir von Chavignol: Le Clos de Beaujeu (sic!), in einer Steillage (bis 60% Hangneigung), Ost-Süd-Ost orientiert, auf dem legendären Kreidekalkboden; geologisch in der Verlängerung der Kimmeridgien des Chablis. 1.6 Hektaren, 7000-9000 Flaschen je nach Jahrgang). Degustation: dichter Körper, exzellente Finesse, hervorragende Harmonie schöne Länge in der Fruchtphase, beginnt sich zu verschliessen. Tipp: Wer die Lagenweine von Boulay jung degustieren möchte, sollte diese unbedingt 1 Stunde vor dem Genuss bei 13-14°C karaffieren.
- Voll nach Süden orientiert (45-50% Hangneigung), auf gleichem Unterboden wachsen auch die Reben der Lage Monts Damnés. Die Trauben dieser Lage (1.5 Hektaren, 7000-9000 Flaschen je nach Jahrgang) ergeben einen Sauvignon Blanc von Eleganz und Raffinement, wie man ihn wohl nirgendwo sonst findet - und für diese Traubensorte mit einem phänomenalen Alterungspotential: Ich habe schon 15-jährige Weine aus dieser Lage getrunken mit der vollen Komplexität eines gereiften und der herrlichen Frische eines jungen Weissweines, wie ich dies sonst nur bei den grossen Chardonnay des Burgunds antreffe! Degustation: noch verschlossen, Eleganz im Gaumen, mit Tiefe, perfekte Ausgewogenheit, braucht Zeit zur vollen Entfaltung.
- Comtesse ist eine Sélection parcellaire, die innerhalb von Mont Damnés liegt und erst seit 2005 separat vinifiziert wird. Die 70-jährigen Reben wachsen auf tonig-kalkigem Untergrund und ergeben einen Jahresertrag von ca. 3000 Flaschen. Degustation: reife Frucht mit unwiderstehlicher Aromatik und herrlicher Frische, feiner und nuancierter Körper, ein lang anhaltender, komplexer Wein mit grossem Alterungspotential, braucht noch seine Zeit.